Zum Advent: Die „Dämmerung“ der Sonne der Gerechtigkeit
Plinio Correa de Oliveira
Die nahende Adventszeit offenbart die Verschärfung eines Phänomens, das an sich nicht existieren dürfte. Doch wenn es existiert, sollte es zumindest die Feier der Geburt des Erlösers verschonen.
Ich beziehe mich auf die allgemeine Laisierung der Mentalitäten, der Kultur, der Kunst, der Beziehungen, kurz gesagt, des Lebens. In diesem Zusammenhang bedeutet Säkularisierung eigentlich Heidentum. Denn in dem Maße, in dem der Gottmensch in den Schatten gedrängt wird, wird der von ihm leer gelassene Platz von sehr konkreten und greifbaren „Werten“ ausgefüllt, die jedoch manchmal verherrlicht werden, als seien sie großartige Abstraktionen: die Wirtschaft, die Gesundheit, Sexualität, die Maschine und so viele andere. Materielle „Werte“, versteht sich. Und unterstrichen durch eine propagandistische Inszenierung, die mit den modernen falschen Ideologien durchtränkt ist.
Im Gegensatz zu dem, was in der Antike geschah, sind diese „Werte“ natürlich nicht in Göttern personifiziert oder in Statuen materialisiert. Aber das hindert nicht, das sie die wahren heidnischen Idole unserer unglücklichen säkularisierten Welt sind.
Der Einfluss des säkularen Neuheidentums dringt zunehmend in die Advents- und Weihnachtszeit ein. Allmähliche Infiltration, aber ganz offensichtlich. Inwiefern? Nicht nur auf eine Weise, sondern gleichzeitig auf jede erdenkliche Weise.
Beginnen wir mit dem Advent. Diese Zeit, die im liturgischen Jahr die vier Wochen vor Weihnachten umfasst, war für die Christenheit ein Teil des Jahres, der besonders der Besinnung, dem stillen Mitgefühl und der pochenden Hoffnung auf die große Freude gewidmet war, die die Geburt des Messias bringen wird. So bereiteten sich alle Menschen auf den Empfang des Gottessohnes vor, der sich im jungfräulichen Tabernakel seiner Mutter Tag für Tag dem gesegneten Augenblick näherte, in dem er sein heilbringendes Zusammenleben mit der Menschheit beginnen würde.
In dieser dichten und lebhaften religiösen Atmosphäre verlagerte sich der Schwerpunkt allmählich. Je näher die Nacht, unter allen Nächten die Heiligste Nacht, rückte, desto mehr wich die Zerknirschung der Freude. Bis zu dem Augenblick, als im festlichen Pomp der Mitternachtsmesse Familien, Völker, Nationen sich von dem sakralen Jubel gesalbt fühlten, der aus dem höchsten Himmel herabgestiegen war; und in jeder Stadt, in jedem Haus, im Innern jeder Seele verbreitete sich wie ein Balsam himmlischen Dufts der Eindruck, dass der Friedensfürst, der starke Gott, der Löwe von Judäa, der Emmanuel, soeben einmal wieder geboren war. „Stille Nacht, heilige Nacht“... das berühmte Lied, das in einer weniger ausdrucksstarken Form als „Glückliche Nacht“ in unseren Sprachgebrauch übertragen wurde...
Was blieb von all diesen Vorbereitungen übrig? Wer denkt schon an Advent, als nur eine winzige Minderheit? Und wie viele von dieser winzigen Minderheit tun dies unter dem Einfluss der wahren katholischen und traditionellen Theologie und nicht der zweideutigen und verrückten Theologien, die die christliche Welt heute wie Fieberkrämpfe erschüttern?
(Plinio Correa de Oliveira, Folha de Sao Paulo, 1. Januar 1979)
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